Lieber schlau als blau - für Jugendliche

Märkische Allgemeine, 04.03.2011

Schlau statt blau

Alkohol-Präventionsprogramm soll Jugendlichen zeigen, wie man risikoarm trinkt / Vorgestellt im Kreissozialausschuss

NAUEN/HAVELLAND Normalerweise ist die Schule eine srikt alkoholfreie Zone. Dafür trinken Schüler in ihrer Freizeit oftmals um so mehr. Das könnte sich im Havelland bald umkehren: Das Präventionsprogramm „Lieber schlau als blau“ will Bier, Wein und Sekt in die Schule bringen - und so den Jugendlichen beibringen, wie man richtig trinkt. Wie das funktionieren soll, erklärte Simone Schramm von der Salus-Klinik Lindow (Ostprignitz-Ruppin) den Mitgliedern des Kreissozialausschusses in Nauen.

Bei dem Programm geht es weniger um trockene Fakten als um Erlebnis und Erkenntnis. Das heißt: Die Schüler mindestens 16 Jahre alt, nehmen unter Aufsicht Alkohol zu sich und gucken, was passiert. Je nach Alter und Geschlecht wird mit ein bis vier kleinen Bieren, Gläsern Wein oder Sekt experimentiert.

„Wir überprüfen mit den Jugendlichen: Was passiert, wenn ich trinke?“, sagt Simone Schramm. Das Experiment werde natürlich adäquat vor- und nachbereitet. Zuvor sollen die Teilnehmer schätzen, welchen Effekt der Alkohol auf Körper, Geist und Seele hat - und wie viele Promille sie am Ende wohl pusten werden. „Diese Hypothesen werden danach überprüft“, sagt Simone Schramm. Nach jedem Getränk werden außerdem Konzentration und Wahrnehmung kontrolliert. „Wir geben den Jugendlichen eine Rückmeldung, ob ihr Alkoholkonsum noch moderat ist oder schon im Risikobereich liegt“, erläutert die Präventionsberaterin, die schon von Zehntklässlern gehört hat, die an einem Abend zehn Bier und vier Schnäpse kippen. „Wir überlegen dann gemeinsam: Wie könnte für mich und meine Freunde risikoarmes Trinken aussehen?“

Das Ziel ist klar: Weg vom Komasaufen und hin zum verantwortungsvollen Genusstrinken. Dafür stellen die Jugendlichen persönliche Trinkregeln auf, die sie sich an die Zimmerwand heften sollen. Und sie bereiten auch Lösungen für den Fall vorr, dass das Trinken doch einmal schief geht. Auch ein Minikurs in Erster Hilfe gehört zu dem Programm.

Ob die Methode erfolgreich ist, muss noch bewiesen werden. In Brandenburg wurde das Programm bislang rund 30 Mal im Havelland nur in zwei Jugendklubs getestet. Nun könnte es auch an die Schulen kommen - dazu müsste es aber politisch unterstützt werden. Ein erstes Stimmungsbild im Sozialausschuss ergab: Die eine Hälfte des Gremiums befürwortet die Idee, die andere fordert vor einer Empfehlung weitergehende Informationen etwa über die medizinische Begleitung des Trinkexperiments.

Der Amtsarzt des Kreises, Erich Hedtke, unterstützte den Vorstoß spontan. „Man sollte aber nicht warten, bis die Jugendlichen 16 sind“, sagte er. „Das ist zu spät.“ Aus seiner Erfahrung als Gutachter weiß er: Fast alle Suchtpatienten erlebten den ersten Vollrausch schon rwei Jahre früher.

Von Jana Einecke

zurück

Suchtprävention
Land Brandenburg

Uckermark, Oberhavel,
Havelland, Potsdam

Suchtpräventions-
fachstelle

Carsten Schroeder

Havelländische Straße 31
14621 Schönwalde

Mobil: 0173 / 635 30 97

Datenschutz
Im Juni 2011 wurde das Programm "Lieber schlau als blau - für Jugendliche" von dem Netzwerk Safe Region Brandenburg ausgezeichnet und als Mitgliedsprogramm aufgenommen.
gefördert vom
Land Brandenburg
Lieber schlau als blau - für Jugendliche